...wirtschaftliches Wachstum in den Dienst des Menschen stellen
Die christliche Wirtschaftsethik und kirchliche Erklärungen haben immer betont: Wirtschaftliche Aktivitäten – unternehmerisches Handeln, aber auch Transaktionen auf den Finanzmärkten – stellen keinen Selbstzweck dar und sind nie nur eigennutzorientiert zu betrachten. Ihr Ziel ist es, die menschliche Entwicklung insgesamt zu befördern, Armut zu beseitigen, reale Freiheiten der Menschen zu vergrößern und so das Gemeinwohl weiterzuentwickeln. Deswegen kann Gewinnmaximierung um jeden Preis niemals eine moralisch akzeptable Handlungsmaxime sein – schon gar nicht dann, wenn sich mit ihr überhaupt kein realwirtschaftlicher Nutzen verbindet. An der Notwendigkeit dieser grundsätzlichen moralischen Differenzierung hat sich aus unserer Sicht nichts geändert. Wir sind vielmehr überzeugt, dass dieser Differenzierung heute mit Blick auf die globalen ökologischen und sozialen Herausforderungen eine noch viel größere Bedeutung zukommt als in früheren Zeiten. Insbesondere die Finanzmärkte müssen sich wieder in Richtung einer dienenden Rolle wandeln.
Wir stellen diese Überlegung bewusst an den Anfang und machen sie zu einer Leitperspektive unserer weiteren Betrachtungen: Es war die durch mathematisch-ökonomische Modelle suggerierte Illusion der Beherrschbarkeit auch größter Risiken, die als eine wesentliche Ursache für die Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2007–2009 gesehen werden muss. Die Finanzmärkte galten für viele als perfekt funktionierende Märkte. Tatsächlich aber ist die Fragilität der Ökonomie größer denn je geworden. Ob der notwendige Neubau unseres Wirtschaftssystems gelingt, wird sich nicht zuletzt daran entscheiden, ob dem Geld der Stellenwert zukommt, der ihm gebührt: eine strikt dienende Funktion. Kapital dient der Realwirtschaft und damit den Lebensmöglichkeiten der Menschen – noch präziser: aller Menschen. Wo dieser dienende Charakter verloren geht, geht das Vertrauen der Menschen in die Wirtschaft verloren. Es ist heute offen, ob es in den nächsten Jahren gelingen wird, in dieser Hinsicht wieder Gleichgewichte zu schaffen. Es sind ordnungspolitische Weichenstellungen nötig, die allerdings allein national nicht greifen können.
Nur eine verantwortlich gestaltete Marktwirtschaft kann allen Menschen ein Leben in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit ermöglichen
In der Finanzmarktkrise ist offensichtlich geworden, dass sich bestimmte Segmente der Finanzindustrie verselbstständigen konnten und Risiken eingegangen wurden, die die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrundes führten. Millionen Menschen weltweit haben diese Lehre teuer bezahlt. In den Abgrund schauen wir heute auch mit Blick auf die natürliche Tragfähigkeit unseres Planeten. Und in nicht wenigen Teilen unserer Welt ist es immer noch so, dass wirtschaftliche Entwicklung und sozialer Fortschritt in bedrückender Weise auseinanderklaffen.
Nur eine verantwortlich gestaltete Marktwirtschaft ist geeignet, den Wohlstand hervorzubringen, der erforderlich ist, um für alle Menschen ein Leben in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit zu ermöglichen. Um diese Funktion zu erfüllen, bedarf die Marktwirtschaft einer Rahmenordnung, die die wirtschaftliche Betätigung des Einzelnen und der Unternehmen letztlich in gemeinwohldienlichen Bahnen hält. Diese Rahmenordnung kann nicht durch die Addition eigennutzorientierten Verhaltens gewonnen werden, sondern bedarf breiter demokratischer Entscheidungsprozesse aller Beteiligten im Blick auf gemeinsame Werte. Wo jedoch einzelne Unternehmen oder ganze Branchen diese Bahnen verlassen, muss der Staat diesem Missbrauch der Freiheit wirksam Grenzen setzen können. Auch in einer wettbewerbsorientierten globalen Wirtschaft muss der Primat der Politik gewährleistet bleiben.
Kommentare
Es gibt Dinge, die außerhalb des Marktes gestellt gehören
Ob eine verantwortliche, soziale Marktwirtschaft heutzutage noch funktioniert ohne ein Gegengewicht zu haben, weiß ich nicht. Ich sehe, dass unsere Marktwirtschaft in Deutschland seit der Wiedervereinigung und somit des Falls Ost gegen West, Sozialismus gegen Kapitalismus, ihre sozialen Aspekte verloren hat.
Der Mittelstand bröckelt seit Jahrzehnten, das Kapital vermehrt sich selbst ohne für Arbeit oder den Wohlstand aller eingesetzt zu werden. Die reine Wertschöpfung, die "Handarbeit" aber auch die Dienstleistung können sich mit den Renditen am Kapitalmarkt nicht messen.
Uns wird erzählt, dass sich Leistung lohnen muss, dabei schuften sich viele Menschen in unserem Land an den Rand ihrer Gesundheit, ohne ein erkleckliches Auskommen dafür zu bekommen und später als Rentner zu verarmen. Ganz besonders trifft das Frauen in unserer Gesellschaft, die weiterhin schlechtere Karrierechancen als Männer haben, die weiterhin schlechter bezahlt werden als Männer.
Leider finden wir das in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen. Auch in den christlichen Kirchen.
Meiner Meinung nach gehören die Grundbedürfnisse und sicher noch ein paar Dinge darüber hinaus außerhalb des Marktes gestellt. Wohnen muss auch für einen durchschnittlichen Arbeiter oder kleinen Angestellten bezahlbar sein. Genauso gesundes Essen, der Zugang zu Bildung und Kultur. Was sind wir denn für ein Land, in dem die wenigen Reichen mitunter nichts Sinnvolles anzufangen wissen mit ihrem Geld, es dennoch vor dem Fiskus zu verstecken versuchen, während andere Menschen versuchen mit Arbeitslosengeld 2 auszukommen und sich dafür mitunter auch noch gängeln lassen müssen?
Samuel schüttelt den Kopf.
"Es war die durch mathematisch-ökonomische Modelle suggerierte Illusion der Beherrschbarkeit auch größter Risiken, die als eine wesentliche Ursache für die Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2007–2009 gesehen werden muss." -- Nein, die Ursache waren staatliche Eingriffe: Die Geldmengenausweitung und Staatsverschuldung unter Clinton und Bush führte zu einer Reichtumsillusion, die die Finanzblase erst genährt hat. Bessere finanzmathematische Risikomodelle hätten das Problem zwar abfedern, aber nicht komplett verhindern können, weil die Überliquidität dann nur woanders hingeflossen wäre, z.B. in Inflation. Durch bessere internationale Bilanzierungsregeln, die konsequent am Gläubigerschutz orientiert sind und Vermögenswerte deswegen vorsichtshalber niedriger und Schulden höher bewertet hätten wie früher das HGB, hätten etwas abfedernd wirken können. Das wäre freilich mit dem Interesse des Fiskus kollidiert, Unternehmen stark besteuern zu können.
Die Ursache ist also die Gier des Fiskus, durch Manipulation der Zinsen und der Geldmenge ein Wirtschaftswachstum herbeizuführen, das sich am Markt nicht gebildet hätte. Wirtschaftswachstum wird schließlich benötigt, damit der der Fiskus "eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten nehmen wird und seinen Großen geben wird" (1. Sam. 8,14).
"Verantwortlich gestaltete Marktwirtschaft" -- Wie anders wird eine Marktwirtschaft gestaltet, als duch die freiwillig geschlossenen Verträge der Wirtschaftssubjekte untereinander? Eine Planwirtschaft kann man gestalten, eine Marktwirtschaft gestaltet sich, wie der Name schon sagt, am Markt, also durch Einvernehmen der Geschäftspartner. Das ist viel edler als durch Herrschaftsspruch der großen staatlichen Wirtschaftsregulierer, die den ihrigen Gewalt antun. Es ist nämlich ein freiwilliger Vertragsschluß wie er von Gott dem Volk Israel oder uns in der Taufe angeboten wurde.
Freiwilliger Vertragsschluss?
Der Argumentation kann ich nicht so recht folgen, meines Wissens war es die Lehmann-Pleite, die alles angestoßen hat.
Aber einen Einwand habe ich: wie soll bitte ein freiwilliger Vertragsschluss funktionieren, wenn die eine Seite "ziemlich" reich und "ziemlich" mächtig ist, die andere Seite zwar in der Masse stark, aber ohne rechte Führung ist und eher ärmer und machtloser ist? Wer träumt uns da den Mediator in den Vertragsschluss hinein?
Wolfgang Klug
Mediator
Ich denke einzig möglicher Mediator wäre Gott, denn er ist auch der Einzige der Macht ausüben sollte, rein aus geschichtlicher Sicht. Welcher Mensch, aus welchem Grund, hätte das Recht sich die Welt nach seinem eigenen Bild zu gestalten? Jede Aktion zieht eine Reaktion nach sich, deren Tragweite überhaupt nicht im Blickfeld eines einzigen Menschen aufgreifbar ist. Was also wäre gerecht? Ich finde gerecht wäre der Einsatz der eigenen Fähigkeiten für die Menschheit und nicht für die eigenen Ansichten. Heute ist der Ertrag Gottes und nicht der einer sich total überschätzenden Menschenmenge, die glaubt sie wäre in der Lage die ganze Welt zu regieren, um den Menschen Gutes zu tun. Wir brauchen Politik, ohne Zweifel, doch Macht zum Wohle einsetzen ist etwas anderes als sie dafür zu nutzen. Was fehlt ist die Definition für ein Wohlgefühl, dessen Anspruch ja durch die ganze Menschheit besteht. Hierfür stehen Frieden und Freiheit und die haben unsere Mächtigen aller Herrenländer noch lange nicht erreicht, im Gegenteil, sogar in Europa fängt die Bevormundung bereits wieder von vorne an und trotzdem wir von europäischer Einigkeit gesprochen. Ich wünsche mir, wir würden aus unserem Werdegang lernen, der Geschichte, die verursacht, in vielleicht gutem Grund, viel Leid und Elend unter die Menschen gebracht hat. Ich glaube trotzdem an Gott, doch leider braucht auch Gott einen Kommunikationspartner, um sich ins Leben einbringen zu können. Wo findet er den heute noch? Die einen sind so von sich selbst überzeugt, dass sie keinen göttlichen Ratschlag benötigen und die anderen haben so an Selbstvertrauen verloren, dass sie nicht mehr an Gott glauben können. Mediator wird er jetzt genannt, damit er überhaupt noch einen Platz im Leben findet, so weit sind einige Menschen bereits, sich in Gottes Stand zu erheben.
Ziel der Wirtschaft
Zitat: "Wirtschaftliche Aktivitäten ... stellen keinen Selbstzweck dar und sind nie nur eigennutzorientiert zu betrachten. Ihr Ziel ist es, die menschliche Entwicklung insgesamt zu befördern, Armut zu beseitigen, reale Freiheiten der Menschen zu vergrößern und so das Gemeinwohl weiterzuentwickeln."
Die *Ziele* wirtschaftlicher Aktivitäten bestimmt derjenige, der wirtschaftlich aktiv ist - alles andere ist Wunschdenken, frommes Wunschdenken in diesem Falle sogar.
Es *sollte* wohl so sein, dass die Wirtschaft all die hehren Ziele anstrebt und erfüllt, die hier aufgezählt worden sind, aber wenn es sie unterstützt, dann in aller Regel, also weit überwiegend nicht direkt, sondern auf dem Wege der Steuerabführung an ein Gemeinwesen, das dann seinerseits diese Aufgaben als maßgeblich ansieht. Leider verabschiedet sich spätestens seit der Agenda 2010 auch unser "Gemeinwesen" immer mehr von solchen Aufgaben.
Ich sehe derzeit eher eine Entfernung von den genannten Zielen.
Gelber Schein und Abmahnung
Ja genau!
Die "Ziele" wirtschaftlicher Aktivitäten, bestimmt derjenige, der wirtschaftlich aktiv ist.
Die "Ziele", wie mit den Mitarbeitern umgegangen wird, bestimmt ebenfalls derjenige, der wirtschaftlich aktiv ist.
Ich denke jetzt hier mal ganz konkret an die Stiftungen AG`s und an die gGmbH`s der Kirchen. Diese wirtschaftlich aktiven Chef`s halten sich nicht die Bohne an die "gesetzlichen Rahmenbedingungen".
Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise krank ist, eine Grippe hat, was ja leider Gottes bei Menschen vorkommen kann, dann muss dieser Mitarbeiter "sofort" seine Krankmeldung vorbeibringen. Also raus aus dem Krankenbett und bei Glatteis, am Abend noch, zum Arbeitgeber "Kirche" fahren. Doch damit nicht genug. Es wird noch eine persönlich Krankmeldung "persönlich" beim Chef gefordert! Und natürlich beim direkten Vorgesetzen, muss man umgehend anrufen, zur Not die Rufbereitschaft aus dem Bett holen. Wehe, wenn der gelbe Zettel nicht umgehend abgegeben wird, dann schickt der kirchliche Chef sofort eine Abmahnung. Und der Krankenfall landet in der Personalakte.
Nach der Krankenzeit wird dann sofort ein Krankengespräch geführt, mit Analyse und wie man den Grippekranken nach einer Woche Kranksein wieder in die "Gemeinschaft" eingliedern kann, mit Zielvorgaben, wie eine künftige Grippe vermieden werden kann.
Also: Derjenige, der wirtschaftliche aktiv ist, kann seine Mitarbeiter unter Druck setzen, wann und wie es einem grade passt.
Also: Derjenige, der wirtschaftlich aktiv ist, muss sich nicht an die grundsätzlichen Mindeststandards der staatlichen Gesetze halten. Es existieren keine Kontrollen, Betriebsräte gibt es nicht, Streik ist verboten, somit sind diejenigen die wirtschaftlich aktiv sind, innerhalb der Kirche gut aufgehoben und beschützt!
Soviel zur kirchlichen "Sozialinitiative"
Tragbarer Zustand
Einzig tragbare Wirtschaft ist in meinen Augen die, die sich ohne die Hilfe des Staates tragen kann und sogar das Gemeinwohl so weit unterstützt, dass sie damit den Staatshaushalt entlastet. Das nenne ich freie Marktwirtschaft zum Wohle der Menschheit.
kann man nur unterschreiben, auch wenn ...
... das konsequent zu Ende gedacht quasi eine Revolution bedeutet! ..... und deshalb wählen wir weiter die CDU
SPD kann ich unterschreiben
Diese Diskussion über die Sozialinitiative wird auf jeden Fall eine Revolution auslösen. Es wäre wünschenswert, dass durch eine Revolution ein nachhaltiger struktureller Wandel, abrupt in relativ kurzer Zeit erfolgt. Eine Revolution kann durchaus friedlich verlaufen.
Die Diskussionen um die "Evolution" sind ja auch gewaltfrei verlaufen.
Werte und Moral als Aufgabe der Kirche
Der Mensch hat nun über 2000 Jahre Zeit gehabt, sich der Schöpfung von Himmel und Erde anzunehmen und in ihr die göttliche Vorgabe des Unbegreiflichen als eine Einheit zu erkennen. Die Kirche als Haus Gottes mit Jesus Christus als Tür, die sollte sich um das Menschliche im Leben kümmern indem die Mitglieder vorleben, was Gott in Auftrag gab, die Liebe. Zehn einfache Gebote an die gerichtet denen Gott das Leben schenkt indem er seine Zeit an das Leben weiter gibt. Der Geist ist das höchste Gut der Wirklichkeit. Der Verstand ist in der Lage diesen Geist zu begreifen, mit allen Inhalten, die durch die Zeit preis gegeben werden. Die Kirche sollte der Ort sein, an dem dieser Heilige Geist gelebt wird, ohne all die weltlichen Ansprüche, die an Menschen gestellt werden, als wären sie anderen Menschen gegenüber verpflichtet und nicht allein die „Diener“ Gottes. Jeder steht damit auch in der Pflicht sich selbst gegenüber. Papst Franziskus ist in meinen Augen ein Segen für die Kirche, er ist ein Mensch, der Menschen zeigt, wie man mit dem Leben und seinen Inhalten umgehen kann. Gott will die Gemeinschaft aller Menschen gleichberechtigt und mit gleichem Wert für seine Welt. Gott hat nicht nur den Menschen erschaffen, er ist selbst durch die Dreieinigkeit zum Leben erweckt worden. Er allein ist der Maßstab aller Dinge, in all seiner Güte und Herrlichkeit, nicht der Mensch, sei er auch noch so rein und gut. Die ganze Schöpfung unterliegt der Auffassungsgabe und verbindet sich doch zu einem Gesamten, für alle gleich. Wie der Weg in dieses eine Leben von statten ging, das wird wohl noch lange ein Rätsel bleiben, doch Körper, Geist und Seele bilden die Einheit dafür. Der Mensch hat sich nicht selbst erschaffen, er kann aber an sich selbst arbeiten, um dem Vorbild zu folgen, das in Güte und Demut die Weisheit des Lebens bringt. Wenn ich diese Worte schreibe und im Anschluss daran an Politik und Wirtschaft denke, dann spüre ich wie weit der Mensch noch von seinem eigenen Ideal entfernt ist.
Ich empfehle zum Thema den
Ich empfehle zum Thema den treffenden Kommentar von Alexander Kissler in Cicero-online vom 04.03.14.
Schon wieder - Empfehlungsmarketing!
Achso! Empfehlungsmarketing!
Die Wirksamkeit des Empfehlungsmarketings soll sich darauf begründen, dass Aussagen, welche nicht von den Anbietern selbst kommen, sondern von deren Kunden bezeugt werden, bei potenziellen Kunden als glaubwürdiger gelten.
Tscha! Da soll sich doch jeder ein eigenes Bild machen.
Kissler und sein Binsengeschwafel
man wird dem Text nicht gerecht, wenn man die Kirche auf ihre Schwächen und Fehler reduziert. Anstatt konstruktive Antworten anzubieten, ergeht sich Kissler in dem sattsam bekannten, endlos langweiligen Lamento über Kirche und was dazu gehört. Sein Text zeigt, dass er das Papier höchstens gelesen, nicht aber verstanden hat. Meines Wissens besteht das Handwerk journalistischer Arbeit auch in exakter Recherche. Diese Feinarbeit hat er wohl zu Gunsten eines populistischen Textes unterlassen, um sich auf Kosten derer, die sich ernsthaft Gedanken über gesellschaftlichen Zusammenhang machen, zweifelhaften Applaus einzuheimsen. Keine diagnostische Schärfe in seinem Artikel, zum Einschlafen halt.
Wachstum wohin?
Zunächst einmal ein Lob für diesen meiner Meinung nach sehr gelungenen Text der beiden Kirchen.
Was mir ein bisschen fehlt, ist ein kritischer Umgang mit dem Begriff des Wirtschaftswachstums. Wirtschaftswachstum wird in der Politik vielfach als Lösung für soziale Probleme, wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit angesehen, doch steht es letztlich in starker Spannung zu echter Nachhaltigkeit. Zwar wird versucht, durch die Verwendung von Begriffen, wie "nachhaltiges Wachstum" oder "qualitatives Wachstum", Wachstum und Zukunftsfähigkeit als miteinander vereinbar anzusehen, doch scheint es fraglich, dass eine immer weiter wachsende Wirtschaft, wenn sie nachhaltig, ökologisch und sozial sein will, dies schaffen kann. Mir stellt sich die Frage "Wachstum, wohin?". Kann nicht eine Volkswirtschaft, gleich wie ein Mensch, irgendwann einmal "ausgewachsen" sein? Es sollte noch mehr darüber nachgedacht werden, dass eine Gesellschaft, die zukunftsfähig sein will, dies möglicherweise nur mit weniger und schließlich ohne Wirtschaftswachstum wirklich schaffen kann. Zudem hält der ständige Zuwachs an Gütern und Dienstleistungen ohnehin nicht das, was er verspricht, nämlich, dass er die Menschen glücklicher macht und zur Wohlfahrt der Gesellschaft beiträgt.
Gerade die Kirchen können aufzeigen, dass immaterielle Werte und insbesondere eine sinnstiftende Beziehung zu Gott, letztlich viel wichtiger und erfüllender sein können als materielle Güter, als immerwährendes Wirtschaftswachstum.
Wirtschaftswachstum
Wachstum alleine nützt nichts, er muss alle Menschen mitnehmen, andernfalls bleibt er das Ziel der heutigen Profiteure und die sind unschwer erkennbar.
Marktwirtschaft oder Marktgesellschaft?
Die Marktlogik breitet sich in fast alle Bereiche vor. Mir fehlt eine Diskussion darüber, ob wir alle Bereiche des Lebens dieser Logik überlassen sollten und uns zu einer Marktgesellschaft entwickeln wollen. Hat der Markt in Bereichen wie Recht und Gesetz, Familie und Partnerschaft (um nur einige zu nennen) wirklich etwas zu suchen?
Gesetzgebung
Wenn man die rechtliche Entwicklung der marktführenden Länder beobachtet, so hat sich Amerika mittlerweile dazu entschlossen, ihr "Marktrecht" zu entkoppeln. China missachtet die Menschenrechte und ist kommunistischer Handelspartner. Und Europa entwickelt sich zu einem bevormundenden Staat, der seine Bürger ignoriert, was gerade in diversen Freihandelsabkommen sichtbar wird. Was hat das noch mit "freier" Marktwirtschaft zu tun und dem Einfluss des einzelnen Bürgers auf diese Entwicklung. Der Markt hat sich verselbstständigt, durch Preispolitik und Übermacht auf den einzelnen Handelsgebieten, die nicht nur örtlich sichtbar wird, sondern auch bis in die Rechtsstaatlichkeit hineinwirkt.
Gemeinsam zu Wort melden
In den baden-württembergischen Kirchengemeindeleitungen sitzen auch freikirchliche Vertreter; das sind überwiegend Leute aus dem Altpietistischen Gemeinschaftsverband. Das ist ein freies Werk innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Seine Anhänger sind rechtlich und organisatorisch völlig selbstständig, sitzen aber trotzdem in den Kirchengemeindeleitungen der evangelischen Kirchengemeinden der Landeskirche.
Glaubenstechnisch fühlen sie sich sowohl der evangelischen Landeskirche zugehörig sind aber gleichzeitig völlig selbständig und überkonfessionell orientiert.
Wie kann das sein? Ganz einfach: Man ist Mitglied hier und Mitglied dort, und man ist zustätzlich noch Mitglied hier und dort.
Diese "Sowohl-als-auch-Taktik" ist innerhalb der evangelischen Landeskirche das allergrößte Problem, weil dadurch eine globale Schieflage entsteht. Das "Evangelisch-Sein" (sola fide, sola gratia, solus Christus, sola scriptura) total verwässert wird, was zu einer Auflösung der konfessionellen Grenzen führt.
Die Folge: Der Sohn Gottes, muss gerettet werden.
Ich finde es nicht okay, dass freie Gemeinschaften über unsere landeskirchlichen Pfarrer und Pfarrerinnen bestimmen, und durch demokratisch/politische Wahl entscheiden, welchen Amtsweg der PfarrerIn einschlagen soll. Sogar über den Gottessohn werden Wahlen durchgeführt. Eines schönen Tages ist Jesus Christus abgewählt und keiner weiß, wie das geschehen konnte.
Die Bischöfe sollen endlich mal ein Statement abgeben und erklären, warum der landeskirchliche PfarrerIn "ALLEN" Evangelischen gehört, also auch den freien Kirchen + Gemeinschaften. Und wie sich die Bischöfe, in Anbetracht des derzeitgen Schlamassels, vorstellen, Jesus zu retten.
Dass sich Konfessionelle und Überkonfessionelle Evangelische gemeinsame zu Wort melden und gemeinsam die wirtschaftliche, politische, bildungspolitische, ökonomische, ethische, philosophische und psycholische, physische, soziale und religiöse Richtung bestimmen wollen, kann nur in der Ausweglosigkeit münden.
Ich bin der Meinung, dass sich jeder Christ einzeln zu Wort melden sollte.
wirtschaftlich oder rentabel???
Der Posaunenchor ist ein überkonfessioneller Verein und hat sich ein Standbein innerhalb den Kirchengemeinden aufgebaut. Das andere Standbein befindet sich außerhalb der Kirchengemeinde, in der globalen Welt.
Der Posaunenchor-Verein bietet z. B. eine Nachwuchsbläserausbildung an, bei der man ein Blechblasinstrument (es muss nicht immer Posaune sein) völlig geschenkt, also ohne Geld, erlernen kann. Spiel, Spaß, Ausflüge, Chorreisen inklusive.
Jeder Verein weiß: Wirtschaftlichkeit ist gegeben, wenn der Quotient aus Ertrag und Aufwand gleich oder größer 1 ist.
Wenn das Ergebnis also größer als 1 ist, so ist eine Wirtschaftlichkeit gegeben – ein Wertezuwachs ist entstanden. Aufgrund von dieser wirtschaftlichen Rechnung breiten sich die Posaunenchöre immer weiter aus, denn jeder kann in die Posaune reinpusten. Und - in der Gruppe fällt ein schräger Ton gar nicht auf. Erfolgserlebnis garantiert!
Ob die Vereins-Auftritte der Posaunenchöre innerhalb den Gottesdiensten oder innerhalb den Gemeindefesten ebenfalls gebührenfrei sind, oder ob diese Auftritte als Werbekampagne verbucht werden, daraus wird niemand so richtig schlau. Man lässt sich ja nicht gerne in die Karten schauen.
Ich bin der Meinung, dass sich die beiden großen Kirchen von den Posaunenchor-Vereinen etwas abgucken könnten, beispielsweise was den "Wertezuwachs" betrifft. Die Posaunenchöre sind auf jeden Fall auf der Gewinnerseite, und zwar ganz ohne "evangelisch-Sein" oder "katholisch-Sein".
Wechselbeziehung zwischen Polizei und Kirche
Evangelische Polizeiseelsorger/innen versuchen seit geraumer Zeit, den Dialog zwischen der Polizei und anderen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern, insbesondere den Bereich zwischen Polizei und Kirche.
An die evangelischen Polizeiseelsorger/innen können sich alle Mitarbeiter/innen aus Vollzug, Verwaltung und natürlich auch die Häftlinge selbst vertrauensvoll wenden, die in beruflichen, privaten oder strafrechtlich-theologischen Fragen ein Gespräch zur Klärung, Orientierung oder Entlastung suchen. Diese Gespräche stehen unter dem Schutz des Seelsorgegeheimnisses und des Zeugnisverweigerungsrechts.
Ähem! Dazu muss mal ganz deutlich gesagt werden, dass ein Geistlicher in einer Kirchengemeinde KEIN Zeugnisverweigerungsrecht hat!
Wenn ein Pfarrer vor Gericht zitiert wird, dann muss er auspacken und alles berichten, was eine Person X ihm in einem seelsorgerlichen Gespräch anvertraut hat. Wenn also Frau Maier dem Herrn Pfarrer den Mord an ihrem alten Tattergreis gesteht, dann ist der Pfarrer dazu verpflichtet auszusagen.
Hier entsteht bereits ein Ungleichgewicht, denn der Staat schützt den Freiraum des seelsorgerlichen Gesprächs eines Pfarrers nicht. Jedoch schützt der Staat das seelsorgerliche Gespräch eines evangelischen Polizeiseelsorgers.
Ich meine, unter diesen ungleichen Bedingungen zwischen Polizei und Kirche kann ja nichts mehr zusammenpassen.
Der katholische Landesdekan für Polizei- und Zollseelsorge in Niedersachsen hat geäußert, dass Aussagen aber nicht mit Folter erzwungen werden dürfen. Na immerhin!
Auf jeden Fall ist es so, dass Evangelische Polizeiseelsorger auch zu Gottesdiensten einladen, wenn der örtliche Pfarrer grade mal nicht kann! Die Kirchenmitglieder können die evangelischen Polizeiseelsorger/innen auch für Taufen, Trauungen und Beerdigungen buchen. Das besondere Plus: Evangelische Polizeiseelsorger stehen in allen nur erdenklichen Notfällen zur Verfügung, z.B. bei Suizidgefahr, wenn die örtlichen PfarrerInnen auf die Schnelle nicht erreichbar sind.
Fazit: So langsam aber sicher überkommt mich das ungute Gefühl, dass aus unserem Rechtsstaat ein Polizeistaat wird. Wenn es so weitergeht, dann sind wohl auch bald die Bischöfe dem BMI, also dem Bundesinnenministerium unterworfen.
Heute wieder lesenswert
Die evangelische und katholische Kirche verfügen immer noch in vielen Fragen der Gesellschaft über eine Grundkompetenz, sie brauchen aber keine Fachkompetenz in Detailfragen. Denn die Kirchen wollen keine Politik machen, sondern Politik möglich machen. Dieser Satz ist und war schon 1997 mit dem "alten" Sozial- und Wirtschaftswort nicht überholt. Hier war es die Frucht eines Dialogprozesses und gleichzeitig eine Einladung für einen weiterführenden, vertiefenden Dialog zwischen Kirchen und Gesellschaft.
Dazu gehört nun aber auch ohne Dialogprozess, dass die beiden großen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland allen gesellschaftlichen Verantwortlichen klarmachen, dass z. B. der Abbau von Leistungen der sozialen Sicherung verhindert werden muss. Sie sollen weitere vertiefende Prozesse in Kirchen und Gesellschaft einleiten und inspirieren. Die jetzige Sozialinitiative, geprägt vom lebendigen Wort Gottes, der Heiligen Schrift, soll dafür ein "Kompass" sein. Denn "... das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach" (Amos 5,24). Oder "Was Ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus 25,40b).
Die gemeinsame Sozialinitative gehört also nicht in die Aktenablage der Pfarrämter, Verbände, Wirtschaft und Politik. So zeigt eine Karikatur aus der damaligen Zeit Helmut Kohl am Schreibtisch, wie er seine Sekretärin das "Wort" im Papierkorb suchen lässt.
Sind wir nun aber alle mit Zuversicht unterwegs.
Heute wieder lesenswert
Was damals schon Helmut Kohl in der Karikatur zeigt, wird nun wieder Wirklichkeit. Die Sozialinitiative ist seit drei Monaten im Kirchenvolk kaum bekannt, das zeigen ja auch die wenigen 27 Kommentare zum Thema. Auch der Kongress am 18. Juni in Berlin wird nichts ändern. Auf dem Podium sitzen nur Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Verbänden und reden und diskutieren über Gott und die Welt. Wo bleiben hier aber die Vertreterinnen oder die Vertreter unserer Kirchen, die mit den Inhalten der Sozialinitiative arbeiten sollen?; also das "Fußvolk"!
Schade, dass man aus den Vorgängen der Vergangenheit nicht klug geworden ist und wieder nicht wird.
Finanzmärkte als Leitperspektive?
Auf S. 16 heißt es:
„Insbesondere die Finanzmärkte müssen sich wieder in Richtung einer dienenden Rolle wandeln.
..
Wir stellen diese Überlegung bewusst an den Anfang und machen sie zu einer Leitperspektive unserer weiteren Betrachtungen“
Kann diese Leitperspektive auch fehlleiten?
Tauschmedium Geld
Volkswirtschaften brauchen keinen Finanzsektor, Volkswirtschaften können auch nur aus einer Realwirtschaft bestehen.
Allerdings zeigen bereits einfache Überlegungen
zum Tausch produzierter Güter und Dienstleistungen,
dass die Einführung eines Tauschmediums – wie Geld – ungemein Kosten spart und insofern funktional ist.
So gesehen bietet die Bereitstellung von Geld eine Dienstleistung, was man im Grunde genommen auf alle Tätigkeiten des Finanzsektors übertragen kann.
Nochmal: Der Finanzsektor ist ein Dienstleistungssektor so wie alle anderen Sektoren auch, die Dienstleistungen erbringen.
Aus dieser Perspektive erscheint eine Trennung der Volkswirtschaft in Finanzsektor und Realwirtschaft merkwürdig.
Aus welchen Gründen heraus, nimmt man einen Teil der Dienstleistungswirtschaft heraus und stellt ihn anderen Dienstleistern gegenüber? Ist ein Frisörbesuch mit Haarschnitt, eine Musicalaufführung, eine Autoreparatur, ein Besuch beim Arzt eher real und eine Finanzdienstleistung weniger "real"?
Damit keine kriminelle Selbstverherrlichung entsteht, sollten Kontrollen eingeführt werden. Ich meine, ich kenne beispielsweise keinen einzigen Frisör, der nicht am Finanzamt vorbei wirtschaftet.
Letztendlich ist es so, dass 6 Millionen Menschen in Deutschland sich einen Friseurtermin gar nicht leisten können, mangels Geld. Wer kann schon über 100 € locker machen, für schneiden, waschen, föhnen und Strähnen färben? Und wer hat schon die Zeit, 4 Stunden beim Frisör zu sitzen? Dass dadurch eine Schattenwirtschaft entsteht, und auch ein Tauschhandel ohne Geld ist doch einleuchtend.
Geld
In meinen Augen wird Geld vollkommen überbewertet. Es liegt in den Händen derer, die glauben sie wären die einzigen, die wissen wo es lang geht. Arbeitsverweigerung ist nach wie vor das beste Druckmittel, um den Wert des Geldes wieder zu relativieren. Es ist doch krank in einem Jahrhundert, in dem der Verstand in der Lage ist Atome zu spalten und das menschliche Wesen zu "sezieren", aus absolut unethischen Gründen, sich einer führenden Elite anzuvertrauen, deren einziges Ziel es zu sein scheint, Geld zu scheffeln. Ich fühle mich in diesen Händen weder wohl, noch sicher, sehe aber auch keine Möglichkeit ihnen zu entkommen, außer ich vertraue auf Gott und nutze meine Fähigkeiten zum Einsatz für eine bessere Gesellschaft, indem ich kommuniziere was ich fühle und nicht nur rede was ich denke.
Wachstum
Warum taucht „wirtschaftliches Wachstum“ in diesem Kapitel nur in der Überschrift auf?
Ich vermisse hier eine deutliche Absage an den Fetisch Wachstum. Nachhaltigkeit und andauerndes Wachstum sind nicht miteinander vereinbar.
Nachhaltig abholzen
Man darf nachhaltig nur so viele Bäume fällen, wie Bäume nachwachsen.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass mehr Bäume gepflanzt werden, als eigentlich notwendig wären. Zumindest in Europa, (vom abgeholzten Regenwald im Amazonas, Indonesien...mal ganz abgesehen). Dadurch dass mehr Bäume in Europa gepflanzt werden, sind auch mehr Schmarotzer vorhanden, die an den Bäumen entlangwachsen oder auf ihnen leben.
Sozialinitiative der Kirchen
An wen wendet sich diese Schrift?
Sie kann sich sinnvoller Weise nur direkt an die Politik oder an diese indirekt über die Wähler wenden, denn wer sonst kann die Dinge in unserem Lande im Sinne der Thesen beeinflussen.
Wenn die Schrift etwas bei den Wählern oder der Politik bewirken soll, dann müssen klare und sachlich gut begründete Forderungen an die Politik gerichtet werden. Dafür sind die Thesen aber viel zu allgemein und windelweich gehalten. Als Beispiel (pars pro toto) ein Zitat aus der Schrift: „Mitunter hat man den Eindruck, dass...". Ja ist es so, wie der Eindruck nahelegt, oder nicht. Und wenn es so ist, was ist dann genau die sachlich gut begründete Gegenforderung an die Politik?
Im Vorwort wird auf eine Schrift von 1997 verwiesen. Hat man denn in beiden Kirchen nicht deren geringe Wirksamkeit verinnerlicht und sich gefragt, warum schon diese Schrift von 1997 wenig bewirkt hat. Natürlich kann man vieles nicht oft genug sagen, aber es kommt darauf an, wie man und an wen man etwas sagt. Dieser neuen Schrift kann fast jeder, der nicht genau hinsieht, zustimmen aber niemand fühlt sich direkt aufgefordert etwas zu ändern. Diese Schrift ist lediglich ein Alibi, genau wie der Hinweis auf 1997, nämlich in dem Sinn, dass die Kirchen ja ETWAS gesagt haben. Aber eigentlich haben sie sich nicht getraut, etwas Bestimmtes zu fordern. Um aber etwas Bestimmtes zu fordern und auch gut sachlich zu begründen bedarf es des jeweiligen Sachverstandes. Theologen sind Spezialisten in christlich begründeten ethischen Fragen, aber sie sollten nicht Aussagen wagen, wo ihnen der Sachverstand fehlt. (z.B. Europa, Finanz- und Wirtschaftskriese, Umweltschutz). Sie laufen deshalb in diesen Fragen ins Leere, es bleibt beim Wohlfühlen gegenüber der Allgemeinheit.
Die Schrift soll als Impuls für eine breite Diskussion dienen. Es ist zu hoffen, dass aus den Diskussionsbeiträgen Konsequenzen für eine bald nachfolgende bessere und vor allem wirksamere Schrift gezogen und mit Hilfe von Fachleuten/Fachausschüssen konkretere Forderungen an die Wähler und an die Politik formuliert werden. Ich wünsche beiden Kirchen dazu auch den Mut aus der Kraft des Hl. Geistes, denn unsere Gesellschaft braucht diesen Mut der Kirchen dringend.
Wahlkampf am Ostersamstag
In unserer Region startet der Wahlkampf (Gemeinderat, Stadtrat) zwischen Karfreitag und Ostersonntag, nämlich genau am Ostersamstag.
Am Karfreitag steht der Gekreuzigte im Mittelpunkt.
Am Ostersamstag ist dann alles vergessen, denn dann findet die Personalisierung von einzelnen Spitzenkandidaten statt, in Form von Verteilung von Kugelschreiber, Aufkleber, Luftballons u. ä. primär an nicht wahlberechtigte Kinder.
Dieser Wahlkampf erfüllt hauptsächlich die Funktion, vom "Wichtigen" (Jesus Christus) abzulenken - auf gewiefte Einzelpersonen abzulenken.
Freiheit im Blick haben!
Unser globales Wirtschafts- und Finanzsystem hat in den letzten Jahrzehnten einen Referenzrahmen gebildet, in dem nicht nur Begriffe wie "Demokratie" und "Sozial" neu gedacht werden, sondern auch die Freiheit des Einzelnen einen neuen Wert erhält. Die fast vergessene "Leib- und Grunduntertänigkeit" kommt bereits wie selbstverständlich im Gewand der Leiharbeit, der Eingliederungsvereinbarung mit Sanktionen und der Grund- und Erbschaftssteuer daher. Seien wir realistisch! Die meißten Arbeitnehmer sind moderne Tagelöhner und können sich über einen längeren Zeitraum nicht selbst versorgen. Nur der Reiche, der nicht auf Arbeit angewiesen ist, ist wirklich unabhängig und frei. Unser soziales System hatte in der Vergangenheit seinen Bürgern zumindest ein Gefühl von persönlicher Entscheidungsfreiheit vermittelt und ein Mindestmaß an Würde garantiert. Mit der Agenda 2010 ist es auch damit vorbei. Wir müssen deshalb auch über den Wert der Freiheit erneut nachdenken. Fehlende Teilhabe ist nicht einfach nur Armut, sondern auch eine Einschränkung der Freiheit. Die Sehnsucht nach relativem Wohlstand darf nicht zu einer Akzeptanz von Abhängigkeit und Unfreiheit führen. Das wir bereits verschiedene Formen von Menschenhandel wahrnehmen können, ist ein Zeichen dafür, dass wir unsere Unschuld bereits verloren haben. Es ist also höchste Zeit unsere Wirtschafts- und Sozialordnung neu zu überdenken.
Zusammenhänge erkennen
Die Globalität vernetzt uns Bürger weltweit miteinander und wir tragen dadurch ein erhöhtes Maß an Mitverantwortung für die Entwicklung der Situationen auch im Ausland und in den EU Mitgliedsstaaten. Unsere Handlungsweise wirkt sich direkt auf die Einzelhändler und die Landwirtschaft in aufstrebenden Ländern aus, die wir abhängig machen vom Gebaren einer Großindustrie, die vorrangig ihre eigenen Bedürfnisse erfüllt und von den Staaten subventioniert wird, um entsprechend gewinnbringend arbeiten zu können. Statt nun die Gewinne an die Zubringer und Mitarbeiter weiter zu geben, werden sie über die Produkte an den Endverbraucher gegeben und dort durch das Überangebot in den Müll geworfen. Trotzdem bleibt noch genug Geld übrig, um eine ganze Industrielobby zu finanzieren, deren einzige Aufgabe darin besteht die Staaten zu schröpfen und Systeme zu umgehen, um die Rentabilität der eigenen Machenschaften zu fördern. Statt Subventionen an aufstrebende Kleinunternehmer zu verteilen, werden Mrd. an die Industrie verpulvert, die sinnvoll eingesetzt viele Probleme lösen könnten.
Problemanalysen mehr nicht
Fast alles Problemanalysen, Problemlösungen sind alle gemeingehalten, keine konkrete Aufforderung an Personen Gruppen.
Danke für das m.E. gut
Danke für das m.E. gut formulierte Wort. Aber: Die meisten Kirchenchristen sind weder ökologisch noch sozial wach. Wie könnte sich das ändern?
Suppa Beitrag:)
Suppa Beitrag:)
Kritik zur Transparenz,
Kritik zur Transparenz, Umsetzbarkeit und Klarheit des Artikels: „Gemeinsame Verantwortung heißt, wirtschaftliches Wachstum in den Dienst für den Menschen zu stellen.“
Zunächst ist zu erwähnen, dass die Transparenz dieses Konzepts im Hinblick auf die Beteiligung aller Menschen an der gesamtwirtschaftlichen Lage der Welt , und die klaren Rahmenbedingungen, korrekt definiert ist.
Zugegebenermaßen erweisen sich jedoch Probleme bei der Umsetzung der Grundsätze.
Ein Neubau des weltlichen Wirtschaftssystems ist schwer umzusetzen, da sich das bisherige System stark etabliert hat. Ein Neubau würde viele Risiken mit sich bringen und könnte sich nur langsam entwickeln. Oft steht der Eigennutz im Fokus, wodurch der Gemeinschaftsgedanke der Unternehmer verloren geht.
Somit ist es nicht möglich, dass : „alle[n] Menschen ein Leben in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit“ ( Z. 35-36) ermöglicht werden kann.
Insgesamt ist der Artikel schwierig formuliert und nicht komplett durchdacht.
Allgemein lässt sich sagen, dass es sich um ein optimierte Theorie handelt, die nicht vollständig realisiert werden kann.
Gez. SÖP